9.

Dezember

Schnüffchen


Meine Weihnachtsgeschichte:
Schnüffchen, oder Liebe auf den ersten Blick.

Wie alle Jahre kam auch in diesem, es muß 1953 gewesen sein und ich 6 Jahre Alt
meine Tante Hanni Weihnachten zu Besuch.
Da ich zwei Tanten mit dem Namen Hanni hatte habe ich die eine Morle nach ihrem
Kater Morle und die andere Seppel nach Ihrem Dackel Seppel getauft.
So konnte ich die Tanten besser unterscheiden.
Wenn von der Morle Tante ein Brief mit der Ankündigung ihres Besuches kam, gab es
in unserer Familie immer ein großes Fragezeichen.
Denn sie schrieb nie das genaue Datum und Uhrzeit ihrer Ankunft.
So gingen wir manchmal an 4 Tagen hintereinander zum Bahnhof um Sie abzuholen,
bis Sie endlich mit dem Zug aus Halle an der Saale ankam.
Übrigens hatte Sie immer großes Bauchweh nach der Fahrt, dass nur mit einem Schnaps wegging.
Aber mir war das alles gleich ich war so gespannt darauf wann Sie endlich Ihren Koffer auspackte.

Sie wohnte in Halle in einer Dach Wohnung über einem Kindergarten und brachte
zu Weihnachten immer gebrauchtes altes Spielzug für ihre zwei Enkel und für mich mit.
Dieses mal gab es eine Puppe für mich und für einen der Enkel einen Teddy Bären.
Den hätte Sie mir lieber nicht zeigen sollen !
An diesem Abend gab ich den Teddy nicht wieder her.
Da meine Tante erst am nächsten Tag zu ihren Enkeln fuhr durfte er bei mir im Bett schlafen.
Am nächsten Tag, als ich mich von Schnüffchen so hatte ich ihn wegen seiner langen
Schnüffelnase getauft trennen sollte, habe ich jämmerlich geweint.
Meine Eltern und meine Tante konnten mich mit keinem anderen Spielzug trösten.
Ich wollte nur diesen Teddy !!!
sonst nichts!
Ich durfte ihn behalten
was war ich glücklich.

Ihr Enkel hat etwas anderes bekommen.
Von da an hat Schnüffchen jede Nacht bei mir in meinem Bett geschlafen und mich
meine ganze Kinderzeit über begleitet.
An die Puppe kann ich mich nicht erinnern.
Jetzt, da ich lange Erwachsen bin, sitzt Er mit seinem treuen braunen Teddyaugen und etwas dünnen Fell auf einem bequemen Stuhl vor meinem Bett
und bewacht noch heute meinen Schlaf.

Barbara Thiele
Fotogruppe